Törnbericht St.Maarten (Februar 2006)

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von Martin Hoch

 

28/01/06

Früh ging’s los, in Basel wie auch in der Region Schaffhausen. Man hört dass es gewissen Leuten scheinbar fast zu früh losging. Nein, nicht den Baslern, aber bei den Schaffhausern da habe es so einige Verspätungen gegeben. Die Basler wiederum hatten dann am Flughafen bei der Zollkontrolle ihre Probleme, die Zöllner wollten das hinterletzte Hemd sehen und konnten einfach nicht glauben dass nichts geschmuggelt wird. Wie dem auch war, die ganze Crew traf sich dann in Paris am Flughafen Charles de Gaulle. Die Zeit um uns kennen zulernen wurde uns von der Air France gegeben und zwar nicht knapp, denn wir mussten warten und warten da sich ein mysteriöser unidentifizierbarer Koffer in Flugzeug geschlichen hat. Nun gut, mit dreistündiger Verspätung hob das Flugzeug dann ab mit dem Ziel St. Martin. Der Flug verlief glatt, wir kamen am Ziel an. St. Martin – 20 Grad Celsius, und dies am Abend! So fuhren wir zu Bobbys Marina wo unser Segelschiff, die Coral III auf uns wartete. Nach einem kurzen Snack und Bier ging’s dann ab ins Bett – herrlich wie wir in den Schlaf geschaukelt wurden!

29/01/06

Aus dem Tiefschlaf wurden wir gerissen. Von wem? Na klar, von den zwei Tratschweibern an Board – Edina und Martina…

Doch sie hatten schon recht, einen solch schönen Tag sollte man nicht verschlafen. Nach dem Morgenessen gab’s dann noch einige kleine Dinge zu tun, Essen kaufen für die Grossfamilie, Bootübergabe und so weiter. Dann lud uns der weisse Sandstrand, die gemütliche Strandbar und vieles mehr ein den Tag zu geniessen, was wir natürlich taten. Genossen haben wir auch die Meeresspezialitäten die wir abends in einem Hafenrestaurant schlemmerten (einige schwörten auch auf die Zwiebelsuppe…).

30/01/06

Das offene Meer erwartete uns und wir konnten es kaum erwarten endlich loszusegeln. Felix und Edi wanderten noch kurz zum Immigrationsbüro um die Crew abzumelden, während wir anderen alle unsere Jöbli erledigten – Küche machen, Wassertanks auffüllen usw.

Dann stachen wir in See – und die See forderte uns heraus. Gegen fünf Stunden kämpften wir (bzw. unsere Mägen) gegen fünf Meter hohe Wellen an mit dem Ziel St. Barths, eine Insel die Namen von Columbus’ Bruder trägt. In der idyllischen Bucht Anse de Columbier ankerten wir und verbrachten einen genauso idyllischen Abend.

31/01/06

Martin K. und der grosse Wunsch in die Geschichte der Schifffahrt einzugehen. Doch beginnen wir am Morgen. Der Schlaf dauerte heute bei der ganzen Crew etwas länger (ob das am Rotwein vom Vorabend lag?). Nach einem feinen Morgenessen, bei dem vor allem das selbstgebackene Bauernbrot erwähnenswert war, mussten wir die schwierige Entscheidung treffen, ob wir weitersegeln oder einen gemütlichen Ruhetag einlegen wollen. Nach längeren Diskussionen konnten wir uns für einen gemütlichen Dolce-far-niente Tag entscheiden. Doch Rainer wollte doch etwas Action und fing an das Dingi starklar zu machen. Eine grosse Aufgabe, das sah Martin K. sofort und eilte Rainer zur Hilfe. Innert kürzester Zeit stieg Martin K. so schliesslich zum Dingi Kapitän auf, und der stolze neugebackene Dingi Kapitän hielt es natürlich für total überflüssig die Ruder mitzunehmen, schliesslich hatte das Dingi ja einen Motor. So kam es, dass er auf rauer See die Kontrolle über den Motor verlor und Rettung einer Privatjacht suchen musste. Die Crew der Jacht nahm sich Martin K. und Rainer (Schiffsjunge auf Dingi) an und schleppten das Boot zurück zur Coral. Skipper Felix schaute sich den Motor kurz an und behob den Mangel innert Sekunden (Benzinhahn war nicht offen). Nun verdiente sich die Dingi Crew, ja und eigentlich wir alle uns einen guten Lunch. Nach dem Essen und einer ausgedehnten Siesta gingen wir alle zusammen an Land. Ein wunderschöner Spaziergang auf der Insel führte uns dem Meer entlang, in die wunderschöne Bucht namens Flananz (stimmt das so Edi?). Nach dem Genuss eines günstigen Biers (7 Bier = 68 Dollars) gingen wir dann frisch gestärkt zurück aufs Boot.

01/02/06

Voller Tatendrang starteten wir nach der Haifischfütterung Richtung St. Kitts, Kurs 180. Jeder durfte das Steuer übernehmen, denn steuern nach Kurs wurde den Neulingen heute beigebracht. Die Fahrt war relativ ruhig und somit erholsam für die ganze Crew. So konnten die einen ein Nickerchen machen, während die anderen wie immer blöd schwatzten. Den letzten Teil der Fahrt steuerte uns dann Sara zum Hafen von St. Kitts. Soweit verlief alles ruhig, doch dann ging’s los. Martin H. warf den Silch zum Fischen zum zweiten Mal raus, worauf kurze Zeit später ein schön grosser Baracuda an der Angel hing. Nun galt es gleichzeitig das Schiff in den Hafen zu lenken, die Segel runter zu nehmen und den Baracuda auszunehmen. Viel Arbeit für Ferien. Doch die arbeitsame Crew schaffte dies natürlich ohne weiteres. Skipper Felix fuhr uns an einen Ankerplatz und Co-Skipper Edi glänzte auf dem Dingi als er das Lasso über den Pfahl zum Anbinden des Schiffs schwang. Doch etwas nicht Unwesentliches während der Fahrt muss ich hier noch anmerken. Rainer und Martin K. mussten den demolierten Tisch reparieren. Tönt einfach und schnell – dauerte jedoch etwas länger. Doch, Gratulation, zum Abendessen (feiner Baracuda) war der Tisch gefixt.

02/02/06

Es war eine schwüle Nacht im Hafen von St. Kitts. Am Morgen begaben sich Edi und Felix ins Städtchen um den ganzen Immigrationskram zu erledigen. Dies war, so schien es der restlichen Crew, eine ganze Inseltour, denn Stunden später kamen die zwei wieder und hatten wohl schon alles auf St. Kitts gesehen, was es zu sehen gibt. Alles? Nein wohl nicht ganz alles, denn auch sie stimmten zu, dass wir am heutigen Tag eine Inseltour unternehmen. Alle zusammen fuhren wir in einem kleinen Bus die verschiedenen Sehenswürdigkeiten der Insel anschauen. Besonders beeindruckend war das Fort Brimstone hoch oben auf dem Berg. Am späteren Nachmittag segelten wir dann weiter nach Nevis.

03/02/06

Skipper Felix plante für heute eine Weiterfahrt nach Antigua, bzw. er hatte noch den Plan B bei schlechten Wind/Wetterverhältnissen einen Zwischenstopp auf der Vulkaninsel Montserrat einzulegen. So freute sich die Crew auf eine gemütliche, ereignislose Fahrt. Doch es kam anders. Auf dem Weg nach Montserrat (wir fuhren bereits Plan B), mussten wir umdrehen, da die Windverhältnisse gar nicht ideal waren. Zurück nach Nevis und einen Strandtag geniessen, dagegen war nichts einzuwenden. Steuermann Martin K. (Bei diesem Namen scheint wieder eine Katastrophe im Anmarsch) fuhr uns zurück Richtung Nevis, doch dann, nach halber Strecke schien er regelrecht am Steuer herumzureissen – doch es geschah nichts. Verdutzt meinte er nur, dass Schiff ist steuerunfähig. Tatsächlich, das Steuer liess sich um keinen Zentimeter mehr bewegen. Nun fingen die Mechaniker an Board an, dem ganzen auf den Grund zu gehen. In jedes Loch des Schiffs wurde reingekrochen, alles wurde angeschaut, selbst den Taucher Martin H. schickte man unter unters Boot um die Steuerung zu checken, doch es schien alles in Ordnung zu sein. Dann folgte Dingi Szene 2 mit Dingi Kapitän Martin K., er versuchte mit dem Dingi das Segelschiff an einem Seil in Richtung Nevis zu drehen, damit wir wenigstens mit dem Motor zur Insel hätten fahren können. Doch mit den fünf PS des Dingis war das ein hoffnungsloses Unterfangen. Funker Edi liess einen Notruf nach dem anderen los – nichts. Notrufe scheinen in der Karibik niemanden zu interessieren. Er versuchte es weiter mit dem Mobiltelefon. Man vertröstete ihn es würde jemand zurückrufen – doch der Rückruf kam nie. Skipper Felix holte nun die Notlichter und begann kräftig Rauch zu entwickeln. Dann endlich tauchte am Horizont ein Boot auf, das dem Anschein nach in unsere Richtung steuerte. Die Rettung nahte. Und tatsächlich, Edi’s Notrufe schienen doch gefruchtet zu haben. Es war die Porte Police die uns zur Hilfe eilte. Eine etwas längere und mühselige Abschleppaktion folgte. Endlich kamen wir dann in Nevis an. Nun, so staunten wir, funktionierte auf einmal das Steuer wieder. Doch inzwischen trat der nächste Schaden auf. Die bereits schwer lädierte Steuerkette war gerissen. Mechaniker Roberto wurde uns von der Porte Police gebracht. Er analysierte die Sache kurz, trank sein Bier und verschwand wieder. Nach einiger Zeit kamen dann seine Gehilfen, die den Schaden beheben sollten. Unser Vertrauen in die Mechaniker wurde jedoch stark strapaziert als wir feststellten, dass die Zwei nur einen 1-Euro-Aldi-Werkzeugkoffer dabeihatten. Es wurde lustig, die zwei lachten und lachten und kamen nicht vorwärts. Dann jedoch verkündeten sie nach zwei Stunden, der Schaden sei behoben. Wir waren alle froh dass die Coral nun wieder Segeltauglich war. Es wird jedoch immer ein Mysterium bleiben, weshalb das Steuer auf hoher See ausgesetzt hatte.

03/02/06

Heute genossen wir einen ausserordentlich gemütlichen Strandtag in Nevis, den wir uns nach dem gestrigen Abenteuer redlich verdient hatten. Die einen sonnten sich auf dem Deck der Coral, während es andere in die Reggae-Bar am Strand zog. Abend ging es dann ins Golfclub-Restaurant des Four Seasons Hotel. Noch heute soll Edi von den himmlischen Calamares schwärmen, die er an diesem Abend verspeiste. Es würde niemanden überraschen, wenn er wieder einmal auf Nevis gehen würde, nur um den Genuss der Calamares nochmals zu erleben.

04/02/06

Für heute stand die grosse Ueberfahrt von Nevis nach St. Barts an. Wellenreich war’s, aber es hat sich auf jedenfall gelohnt, da wir während knapp einer Stunde von etwa 150 Delphinen begleitet wurden, die teilweise meterhoch aus dem Wasser sprangen. Abends herrschte dann allgemeine Erschöpfung, als wir im Hafen von Gustavia ankamen.

05/02/06

Aufwachen im wunderschönen Hafen von Gustavia. Nach dem Frühstück gings nach Gustavia um weitere Einkäufe zu tätigen (Wein und Bier hat sich dem Ende zu geneigt). Martin und Sara zog’s zu den schönen Stränden von St. Barths. Sie wollten sich ein Fahrzeug mieten und die Insel erkunden. Nach kurzer Zeit jedoch tauchten sie wieder auf, sie hatten die Kreditkarte (Ueberlebenswichtig!) auf der Coral vergessen. So wurden sie noch einmal zur Coral geschifft. Dann ging’s los auf eine wunderschöne Inseltour, während der die anderen sich im Hafen auf dem Schiff sonnten. Um vier Uhr dann legte das Schiff los mit dem Ziel Anse de Colombier. In der Bucht gab’s dann ein Schwimmtuchtauchen, ausgeführt wurde es von Martin K.. Kurz vor Dunkelheit kamen dann die Basler durchs Dickicht zurück zum Boot. Man genoss zusammen einen lustigen Singabend…und dann ging’s ab ins Bett.

06/02/06

Begleitet von einigen Regenschauern ging’s heute zuerst nach Philipsburg. Wir mussten tanken und Wasser nachfüllen. Nach getaner Arbeit segelten wir dann weiter in die Marigot Bay (St. Martin).

07/02/06

Von der Marigot Bay ging’s heute nach Anguilla. Die Fahrt war geprägt von heftigen Gewittern. Auch schlief während der Ueberfahrt der grösste Teil der Crew. Der Regen konnte wohl nur die wenigsten aufs Deck locken. Skipper Felix und Steuermann Edi jedoch hielten die Stellung und Fischer Martin H. versuchte glücklos einen weiteren Fisch zu fangen. Angekommen auf der wunderschönen Insel Anguilla am Road Point genossen wir dann den Nachmittag mit Baden. Am Abend ging’s dann in die lokale Strandbar wo wir einen feucht-fröhlichen Abend mit viel Spass verbrachten.

08/02/06

Sandy Island. Das war der Höhepunkt unseres heutigen Törn, und zwar aus zwei Gründen. Zum einen war diese Insel ein traumhafter schöner Ort zum Schnorcheln und zum Relaxen, aber der zweite Grund war doch um einiges Geschichtsträchtiger, denn am heutigen Tag, auf Sandy Island krönte Co-Skipper Edi seine bisherige Segelkarriere mit der 1000-Meilen Grenze, die ihn nun zum vollwertigen Segler der Meere machte. Gratulation! Weiter ging’s dann in die Simpson Bay (St. Martin – Flughafen). Ein weiteres mal mussten wir an Land, um Biernachschub zu organisieren.

09/02/06

Die Ferien gingen langsam aber sicher dem Ende zu. Wir fuhren wieder zurück zum Ursprungshafen – Bobby’s Marina. Erste Aufräumarbeiten wurden ausgeführt.

10/02/06

Heute mussten wir die Kojen schruppen und allgemein das Schiff wieder auf Vordermann bringen. Ach ja und nicht zu vergessen, die Gasflaschen (Europäischer Standart) auffüllen lassen. Die Aktion nahm Edi, Martin H. und Sara in Angriff. Doch es war eine ziemlich langwierige Angelegenheit. Sie mieteten ein Auto und fuhren los. Jede erdenkliche Gasstation wurde angefahren – nichts. Niemand schien Gasflaschen mit europäischem Standart auffüllen zu können. Schlussendlich nach stundenlanger Fahrt kamen sie dann mit einer Flasche zurück. Wir hoffen die nächste Crew hatte mehr Glück um die restlichen Flaschen noch aufzufüllen.

11/02/06

Der Tag der Wahrheit war gekommen. Es ging wieder zurück in die kalte Schweiz. St. Martin – Paris – Zürich – Ende.

Ende? Schon, doch die Sonne im Herzen wird für alle noch einige Zeit scheinen.

 

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