Bootsüberführung «Aquadulce - Palma» im Mai 2002

Skipper: Felix "Fixu" Höhener

Crewmitglieder: Verena Zimmermann, Ulrika Karlsson, Marco Rüfenacht, Patrick Lüthi

 

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Sonntag, 5. Mai 2002

Nach dem verspäteten Eintreffen der restlichen Crewmitglieder machten wir um 13.30 die Leinen los und verliessen den Hafen von Aguadulce mit grosszügigem Ziel Ibiza. Jedes Crewmitglied absolvierte unter Motor einige Kursänderungen um die Coral mit ihren 15 Meter Länge etwas besser kenn zu lernen. Und schon setzten wir die Segel um raschmöglichst das Cabo de Gata - den südöstlichsten Zipfel der iberischen Halbinsel - zu umrunden. Aber oh Schreck, kaum auf der Höhe des Kaps bekamen wir das von der Wettervorhersage angekündigte Lüftchen, begleitet von ziemlich hohen Wellen, aus Nordosten zu spüren. Nun musste das Ziel neu formuliert werden, und wir entschieden uns den ersten Hafen an der Ostküste von Spaniens Festland anzulaufen, San José. Am Sonntag Abend um ca. 22.00 fanden wir die Hafeneinfahrt bei völliger Dunkelheit und starkem Seegang. Alle waren wir froh als die Leinen an der Hafenmole festgemacht waren und wir die Nacht einigermassen ruhig verbringen konnten.

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Montag, 6. Mai 2002

Das Vorhergesagte Tief fegte heftig mit zum Teil starken Regenfällen über uns hinweg und wir beschlossen mindesten den Montag im Hafen von San José abzuwarten. Die Wetterkarte beim Hafenmeister kündigte für spätestens Mittwoch eine Wetterbesserung an mit Wind aus Süd-Südwest. Für uns optimale Voraussetzungen unser Ziel Palma doch noch zu erreichen.

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Dienstag, 7. Mai 2002

Der Wind hatte etwas abgenommen, somit auch die Wellen, nur regnete es noch einwenig. Um 10.15 lösten wir die Leinen von der Hafenmole und nahmen Kurs auf Ibiza. Gegen Mittag lösten sich die Wolken auf und die Sonne erwärmte unsere Köpfe und damit auch die Stimmung. Wie vorhergesagt drehte der Wind auf Südwest und frischte von zu Stunde zu Stunde auf. Am späteren Nachmittag tauchte plötzlich eine Gruppe von ungefähr 10 bis 15 Delphine auf und begleitete uns bis zum Einnachten. Nachdem wir uns mit einer Suppe verpflegt hatten teilten wir die Wache ein und richteten uns für die erste Nacht auf See ein. Der Wind hatte unterdessen auf 6 Beaufort zugenommen und auch die Wellen hatten bereits eine Höhe von bis zu 7 Metern erreicht. Glücklicherweise von achtern, so dass die Coral mehr oder weniger ruhig auf den eindrücklichen Wassermassen rauf und runter sauste.

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Mittwoch, 8. Mai 2002

Nach einer etwas unruhigen Nacht erwachte der Tag mit strahlendem Sonnenschein. Die Windstärke hatte weiter zugenommen und wir entschieden uns das Grosssegel zu Reffen. Während dieses Manövers kam uns ein Frachter aus Venezuela ziemlich nahe. Nachdem er uns passiert hatte stellten wir fest, dass er seinen Kurs unseretwegen für einen Moment geändert hatte. Skipper Felix nahm mit dem Kapitän über Funk Kontakt auf, und dieser erklärte uns das er dachte wir hätten Probleme und deshalb uns mit seinem Riesenpot ausweichte. Wir bedankten uns für seine Rücksicht und langsam verschwand er wieder am Horizont. Mit Kurs auf Formentera segelten wir bei rauen Verhältnissen der Abenddämmerung entgegen. Marco kochte uns eine warme Mahlzeit in Form von Spaghetti Pomodore alle Moda di Marco. So konnten wir uns auch für die zweite Nacht auf See vorbereiten.

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Donnerstag, 9. Mai 2002

Um 02.00 ging der Alarm beim Autopilot los. Nachdem er uns bald 48 Stunden auf Kurs durch die hohen Wellen geführt hatte, war die Leistung Batterien am Limit angelangt. So mussten wir, zum Leidwesen der in den Achterkabinen untergebrachten Crewmitglieder, während zwei Stunden den Motor laufen lassen um diese wieder aufzuladen. Auch der zweite Morgen begrüsste uns mit Sonnenstrahlen. Wir entschieden uns direkt nach Palma zu segeln, und nicht wie anfangs besprochen, einen Hafen auf Ibiza anzulaufen. Unsere GPS Berechnungen sagten uns eine Ankunftszeit in Palma um 19.00 am selben Abend voraus. Nach zwei Tagen und Nächten auf See sahen wir ein Ziel vor Augen und die Stimmung hatte wieder einen Höchststand erreicht. Die warme Mahlzeit musste heute von Patrick zubereitet werden, da sich sonst keiner dazu bereit erklärte, bei diesem Wellengang in der Kabine an der Pantry zu stehen. Das einzige Problem dabei war, dass seine Kochkünste nicht weiter als zu Wienerli mit Brot reichten. So coachten Ulrika und Marco den Neokoch Patrick abwechslungsweise zu einem geniessbaren Zwei-Gang Menu. Auf Wunsch wurde dieses Ereignis auch auf einem Foto festgehalten. Mit vollem Magen und Verenas letzten sauren Gummibärchen zum Nachtisch nahmen wir die letzten Seemeilen in Angriff. Am späteren Nachmittag tauchten dann auch schon die ersten Hügel von Mallorca aus dem Dunst auf. Nach drei Tagen Segeln mit dem Autopilot entdeckten wir in der Bucht von Palma, dass man dieses Schiff auch von Hand steuern kann. So wurden die letzen und noch ein paar zusätzliche Meilen durch die verschiedenen Rudergänger absolviert. Um 19.45 bargen wir vor der Hafeneinfahrt die Segel und machten um 20.15 die Leinen am Steg vom Royal Club Nautico von Palma fest. Alle waren wir stolz auf die drei Tage und zwei Nächte ununterbrochen auf See, und wir brauchten die Zeit bis zur Heimreise, um unseren Körper wieder an den festen Untergrund zu gewöhnen.

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Freitag, 10 Mai 2002

Nach der anstrengenden Überfahrt verbrachten wir den letzten Tag an Bord mit Faulenzen, Lädele und Logbuch schreiben. Ulrika und Marco zügelten ihr Gepäck in ein Hotel, da sie anschliessend an unseren gemeinsamen Törn ein schickes Bötchen in Form einer Bavaria 40 erstanden, und bis in den Herbst das Mittelmeer und die Adria besegeln wollten. Trotzdem verbrachten wir den Abend zusammen mit Ruth und Bruno Stadler in einer Tapas-Bar die von einem Schweizer geführt wird. Den obligaten Besuch im Abaco musste aufgrund der zu langen Menschenschlange vor dem Eingang ausgelassen werden. So genossen wir den Schlummertrunk in einem Irish Pub gegenüber des RNCP. Gegen Mitternacht verabschiedeten wir uns von den beiden Weltenbummler, und sie versprachen uns von Zeit zu Zeit per Email von ihrer Reise zu berichten. Verena, Felix und Patrick legten sich dann bald schlafen, denn wie üblich, musste die Rückreise am Samstag sehr früh in Angriff genommen werden.

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Bericht: Patrick Lüthi