Ferien- & Übungstörn Mallorca, August 2001

Skipper: Felix Höhener 
Crew-Mitglieder:: Eveline Münzinger, Isabella Rupf, Gabriella Amacher, Lienhard Allenspach

Samstag  

Nach einer Verspätung von zwei Stunden konnten wir endlich abfliegen. Wir, Lienhard, Lisa und ich, die wir uns auf dem Flughafen getroffen und das gleiche Ziel haben. Nach einem wunderschönem Flug über das Mittelland, wo wir sogar das Schiff von Anita auf dem Neuenburgersee gesehen haben, landeten wir um 20.00 Uhr in Palma. Eveline und Gabi erwarten uns schon auf der Floreana, die für die nächste Woche unser Zuhause ist. Die Verpflegung wurde bereits aufs Schiff bestellt und hat auch wunderbar geklappt. Taxifahrt, bunkern und zusammen essen gehen gehören mittlerweile zur Traditi-on. Nach gesundem und tiefem Schlaf wird uns durch Lienhard Tagwache geblasen. Wir wollen heute das Schiff kennenlernen. Dazu machen wir Übungen im Hafen und gehen anschliessend auf See. Nach fünf Stunden segeln verschlägt es uns an die Südostküste nach La Rapita1. Wir beschliessen trotz aufziehender Bewölkung ausserhalb des Hafens zu ankern. Gabi erklärt sich bereit, das Nacht-essen zuzubereiten. Das Schiff wird klar gemacht, Segel und Taue aufgeräumt und Anker gesetzt für die Nacht. Nach getaner Arbeit können wir noch ein Bad nehmen, bevor der Znacht serviert wird. Mit Risotto, Gurkensalat und ein wenig Vino Tinto lässt es sich gut gehen. Die Weinflasche wird nicht leer. Lienhard lässt die Flasche über Nacht auf dem Tisch stehen und am Morgen war sie trotzdem leer. Die Dünung hat das Nötige vollzogen. Das Essen war vorzüglich und ein Crewmitglied hat sich bereits zum ersten Mal bewährt. Nach ausgiebigen Diskussionen über Gott und die Welt gehen wir müde um ca. 24.00 Uhr zu Bett.

Montag  

 

Tagwache um 09.00 Uhr. Schwimmen, Morgenessen, Besprechung des Tages, aufräumen und um 10.45 Uhr wird ausgelaufen. Wir wollen an die Ostküste. Da kein Wind bläst, müssen wir motoren. Wir fahren Richtung Cabrera, in der Hoffnung an den Grenzboyen Fische zu finden. Leider kein Glück! Wir sehen einer Fischercrew zu, wie das Netz an Bord geholt wird und wie klein der Fang ausgefallen ist. Weil wirselber kein Fischerglück hatten, fragen wir, ob ein Fisch zu kaufen sei. Doch die Fischer ha-ben kein Gehör. Immer noch kein Wind. Trotzdem setzen wir die Segel zur Beschattung und motoren gleichzeitig der schönen Ostküste entlang. Motoren warum überhaupt? Täglich muss ein bis zwei Stunden mit Motor gefahren werden, damit die Elektrizität an Bord aufrecht erhalten werden kann. Um 16.00 Uhr entscheiden wir uns, in den Hafen einzulaufen. Wir stehen vor Puerto Pedro2. Nach Klar-Schiff machen und einlaufen belegen wir an einer Boye auf der Reede. Gaby und Isabella gehen mit dem Dinghi einkaufen. Dieses haben wir vorher noch hergerichtet. Leider funktioniert der Motor nicht (Benzinhahn war zu!!!) Ebenso stellen wir fest, dass der Scherrstift am Propeller abgescherrt ist. Liehnhard repariert das Übel und geht mit Eveline auf eine Hafenrundfahrt. Und prompt... Sie kommen per Ruder mit Motorschaden zurück. Was ist passiert? Steine waren im Weg, Scherrstift ab!!! Gabi und Isabella bereiten das Nachtessen vor. Spaghetti-Carbonara, Mixta à la Youngsters mit grünem Salat. Vorzügliche Küche! Prima gemacht! Nach dem Aufräumen heisst es, sich richten für den Land-gang und Dinghi klar machen, es geht in die Stadt. Der Hafenmeister kann uns für das Dinghi leider keinen Platz geben, so dass wir es kurzerhand auswassern und auf einen Autoparkplatz stellen. In einem nahegelegenen Restaurant genehmigen wir uns einen feinen Sangria. Nach kurzem Spazier-gang durch das Dorf führt uns Eveline per Dinghi um Mitternacht gekonnt nach Hause. Auch da lassen wir es uns nicht nehmen, noch einen Gut-Nacht-Drink zu geniessen. Um ein Uhr fallen wir dann wie immer hundemüde und glücklich über den vergangenen Tag ins Bett.

Dienstag  

   

Wie jeden Tag: Tagwache, schwimmen bei 26° Wassertemperatur, Morgenessen, etc.! Um 10.30 Uhr dann Schiff klar machen zum Auslaufen. Wir setzen die Segel im Hafen und laufen aus, natürlich mit Unterstützung des Motors. Wir segeln in Nordörstlicher Richtung bei 6 - 8 Knoten Wind und machen dabei immerhin drei bis fünf Knoten Fahrt ( 1 Knoten = 1.8 km).Auf der Höhe von Puerto Christo ent-scheiden wir uns zur Umkehr. Grund: Wir möchten am Mittwoch nach Cabrera, unser Tagesziel. Für diese Insel benötigt man eine Bewilligung, welche wir jedoch nur für Mittwoch bekommen. Also Zielha-fen Puerto Colom4. Mit 3 - 4 Beaufort Wind segeln wir mit 5 - 7 Knoten am Wind dem Zielhafen ent-gegen. Es war ein Segeltag, wie im Bilderbuch. Dazwischen üben wir Knoten und Eveline fährt ein Mann über Bord Mannöver. Wie immer klappt es nicht das erste Mal. So machen wir die zweite Übung. Dabei jedoch geht der Bootshacken über Bord. Lienhard fasst sich ein Herz und springt (dummerweise) hinten nach. Dabei ahnt er nicht, was auf ihn zukommt. Die Übung Mann-über-Bord wird plötzlich zum Ernstfall. Es gelingt uns dann zum Glück, Lienhard innert kürzester Zeit zu bergen. Wir auf dem Schiff erleben, was ein solches Mannöver in Wirklichkeit ist. Was er uns nachher über seine Gefühle erzählt, darüber schreiben wir lieber nicht. Nur soviel: Spring NIE einfach so ins Was-ser! So ein Bootshacken kann man wieder ersetzen. Ein wunderschöner Segeltag mit Erlebnis MOB geht nach gutem Anlegemanöver um 19.30 Uhr im Hafen von Puerto Colom zu Ende. Nach einem Bummel durch die Stadt. gehen wir essen und kommen um 24.00 Uhr zur verdienten Bettruhe.

Mittwoch  

Nach dem alltäglichen Ritual, laufen wir um 11.00 Uhr aus. Wir bestaunen nochmals die schöne Bucht von Puerto Colom. Ebenso grüssen wir den wunderschönen Leuchtturm, auf dem grossen Felsen, der von weiten erkannt werden kann. Wir setzen die Segel. Unsere nächste Nächtigung wird im Süden, in Puerto de Cabrera5, auf der gleichnamigen Insel, sein. Leider lässt uns der gute Segelwind im Stich. Es gib nicht mal zehn Knoten Wind. Trotzdem fahren wir unter Segel mit Motorunterstützung der Küs-te entlang und besuchen die eine und andere Bucht, um die Schönheiten zu bewundern. Am Nachmit-tag frischt der Wind auf und wir kommen doch noch zu unserem Segeln. Mit Lesen, Schlafen, Segel-übungen und Faulenzen verbringen wir den Nachmittag, während dessen unsere Floreana uns dem Ziel näher bringt. Am Abend schläft der Wind wiederum ein und wir motoren durch die felsige Insel-gruppe dem Puerto entgegen. Vor der Einfahrt beschliessen wir noch einen Halt zu machen. Mit ba-den und fotografieren warten wir auf den Sonnenuntergang, der dann zur eigentlichen Fotosession wird. Die Einfahrt in den Hafen von Cabrera ist für uns kein Problem. Wir haben einen reservierten Platz und das Abendlicht reicht gerade noch aus, um diesen zu finden. Unsere Köchinnen Isabella und Gabi sind während der Einfahrt bereits schon wieder am Werken. Am Standort angekommen, Schiff klar gemacht, kann es bereits ans Nachtessen gehen. Gemüsereis mit Pouletstückchen und Salat schmeckt wiederum vorzüglich. Natürlich darf der Wein nicht fehlen. Den Abend verbringen wir mit fleissigem und fröhlichem Gesang und Gitarrenspiel des Skippers. Die verschiedensten Diskussio-nen bringen uns dann um 01.30 Uhr nach gelungenem Abend ins Bett.

Donnerstag  

 

Die kurze Nacht von Gestern und die ruhige Bucht lassen uns ausschlafen. Um 09.30 Uhr nehmen die Ersten ein Morgenbad und auch das Klabustern kann erledigt werden. Nach ausgiebigem Frühstück gehen wir auf den obligaten Cabrera Landgang. Mit dem Dinghi fahren wir zum Landungssteg, von wo wir das Castell besteigen. Die Mühe lohnt sich. Die Aussicht über das Meer, nach Mallorca und die Bucht von Puerto Cabrera ist grandios. Nach einer kurzen Fotosession machen wir uns an den Ab-stieg. In der kleinen Beiz am Landungssteg genehmigen wir uns noch einen Drink, bevor wir wieder zum Boot zurück kehren. Nach kurzerVorbereitungszeit starten wir um ca. 13.15 Uhr Richtung Meer. Wir wollen in die Cala Pi6, eine wunderschöne Bucht an der Südküste Mallorcas. Doch draussen kommt Wind auf. Wir entscheiden weiter zu segeln und kommen bei Wind von 12 - 16 Knoten und 6- 7 Knoten Fahrt bei 300 Grad Kompasskurs gut voran. Um 19.30 Uhr legen wir unser Tagesziel Santa Ponsa7 fest. Um 20.30 Uhr legen wir an der Gästemohle im Hafen an. Nach dem Duschen, Telefonie-ren und Schiff aufräumen kommen wir um 22.45 Uhr zum lang ersehnten Nachtessen. Kalte Platte, Gewärmtes aus Büchsen und verschiedene Salate. So geniessen wir den Abend unter mallorquini-schem Sternenhimmel. Trotz Müdigkeit und daraus resultierenden kleineren Auseinandersetzungen haben wir es lustig und fallen um 00.30 Uhr ins Bett. Wir lassen alles liegen und räumen am nächsten Morgen auf. Nach den obligaten Vorbereitungen für den nächsten Tag falle auch ich todmüde ins Bett.

Freitag  

Um 09.00 Uhr beginnt das Leben wieder an Bord. Es wird geputzt und aufgeräumt. Duschen, Abfall entsorgen, Schlüssel retour geben und für eine Nacht 12'000 Peseten, ca. Fr. 120.--, bezahlen sind unsere ersten Tätigkeiten. Dann der Skipper-Befehl: Ablegen! An der Tankstelle noch Tanken. Wäh-rend diesen Aktivitäten wird das Morgenessen zubereitet. Nach dem morgendlichen Bad und Frühs-tück geht es wieder zurück in die Palma-Bucht. Bei zunehmendem Wind machen wir gute Fahrt. Mit halbem Wind kommen wir nochmals auf 59 Tagesmeilen. Um 17.30 Uhr laufen wir in Palma ein. Se-gelbergen, Schiff klar machen und an den Hafenplatz fahren. Dies nimmt nochmals eine halbe Stunde in Anspruch. Nach dem Schiff putzen und uns selber frisch machen gehen wir um 21.00 Uhr in den Ausgang. Wir haben noch Bordkassen-Geld, welches wir heute Abend aufbrauchen dürfen. Wir gehen ins nahegelegene Restaurant beim Fischerhafen und bestellen dort Tapas als Vorspeise, eine Fisch-platte für drei Personen als Hauptspeise und einen guten Hauswein. Wie immer war alles viel zu viel. Auch die Fischplatte, welche wir bereits von Anfang an nur für drei und nicht für fünf Personen bestellt haben, wurde trotzdem nicht aufgegessen. Nach weiterem Ausgang bei verschiedenen Drinks, Salsa- und Rock'n Roll Musik kommen wir noch vor Sonnenaufgang todmüde aber glücklich ins Bett.

Samstag  

Samstagmorgen: packen, aufräumen und warten. Eveline geht bereits um 09.00 Uhr von Bord, da sie nochmals einen einwöchigen Segel-Törn anhängt. Da von Balmar-Yachting niemand zur Verfügung steht, werde ich beauftragt, dass Schiff dem neuen Skipper zu übergeben. Um 16.30 Uhr fliegen wir dann von Mallorca zurück in die Schweiz, wo wir diesen Wochen-Ferien-Törn in guter Erinnerung behalten werden. Schiff ahoi! Allen, die dabei waren, wünsche ich immer eine handbreit Wasser un-term Kiel. Auf unseren nächsten Törn freue ich mich bereits jetzt schon wieder!

Unser Schiff Floreana  

Dieses Boot ist eine Ketch, also ein Zweimaster. Ausgerüstet ist sie mit einem Rollfock, ein durchge-lattetes Gross und einem Besan Die Segelfläche ist etwas über 100 m². Die Abmessungen betragen 13 m Länge und 4.25 m Breite. Die Ausstattung, sei es für die Pantry, das Schiff selber, die Sicherheit oder die Navigation lässt nichts fehlen. Im Innern bietet sie Platz in 3 Kabinen mit 6 Kojen. Das Schiff lässt sich sehr leicht segeln. Auch mit wenig Wind kommt die Floreana gut in Fahrt.Kurz gesagt, ein gut zu handhabendes, leicht zu fahrendes, gut ausgerüstetes Segelschiff.

 

Hafen- und Ankerplatzbeschreibungen

1 La Rapita ist ein gut geschützter Hafen mit allem Comfort. Ausflugsziele sind La Rapita, Capo Blan-co und der Lange Sandstrand Es Trench.

2 Puerto Pedro zählt gemäss den Handbüchern über Mallorca zu den schönsten Naturhäfen der In-sel. Auf Reede vor dem Hafen sind Bojen gesetzt. Bei deren Belegung werden keine Gebühren erho-ben. Dazwischen kann aber auch gut geankert werden. Der kleine Hafen ist für grosse Yachten nicht geeignet. Für den Landgang muss mit dem Dinghi zur Mole im kleinen Hafen gefahren werden. Eine Anzahl Restaurants laden zum Verweilen ein.

3 Puerto Cristo ein alter bezaubernder Yachthafen inmitten der Stadt. Grosse Regenfälle im Herbst 1989 verwüsteten den Hafen, so dass sämtliche Anlagen renoviert werden mussten. Sie präsentieren sich heute in bestem Zustand. Auch für einen Landgang sollte genügend Zeit eingerechnet werden. Das See-Aquarium und die Tropfsteinhöhlen sind die bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Puerto Cristo.

4 Puerto Colom Auf der SW-Huck Punta de la Farola steht stolz der schwarz-weis gestreifte Leucht-turm auf dem weissen Wärterhaus. Er weißt den Schiffen den Weg in die Ankerbucht des Naturha-fens. Die schönen sanitären Anlagen und der nette Hafenmeister bleiben in guter Erinnerung.

5 Cabrera Die wunderschöne, naturbelassene Insel im Südosten Mallorcas ist ein Ausflug wert. Die Durchfahrt zwischen den Buchten der einzelnen Inseln in glasklarem, stahlblauem Wasser ist nicht zu überbieten. Übernachten darf man nur mit entsprechender Bewilligung (muss extra eingeholt werden) im Puerto de Cabrera. Versorgungsmöglichkeiten gibt es keine. Nur ein kleiner Laden und eine Canti-na mit Café, Birra und Vino Tinto findet man auf der Insel. Das traurigste Kapitel schrieb diese Insel im Jahre 1809. Damals wurden 7'000 französische Kriegsgefangene aus Napoleons Heer hierhin ver-bannt. Heute ist diese Insel ein Nationalpark und steht seit 1991 unter Naturschutz.

6 Cala Pi Im Hinblick auf Naturschönheit und Romantik rangiert die Cala Pi auf den vordersten Plät-zen. (Die Romantik dieser Bucht brachte auch schon Crewmitglieder von mir zum Träumen. Wie mir Neptun mitteilte, träumen sie immer noch). So ganz ungefährlich ist diese Bucht trotz aller schönheit nicht. Bei einlaufendem Schwell und starken Regenfällen kann es hier gefährlich werden.

7 Santa Ponsa In Mallorcas Hafenhandbuch wird der Hafen als modern, sündhaft teuer und gegen alle Winde bestens geschützt beschrieben. Deshalb ziehe ich das vor Ankerliegen dem Hafen vor. Problemlos kann mit dem Dinghi zu den Restaurants gefahren werden. Hier haben wir schon die schönsten Sonnenuntergänge beobachten können.

 

PS: Wie wär's mit einem Gästebuch-Eintrag? [zum Gästebuch]