Auf der Suche nach den Träumen

Tagebuchaufzeichnungen vom Törn, Leeward Islands, Nördliche Karibik, Januar 1998

Nach zwei vorgängigen Crewtreffen und allerlei organisatorischen Notwendigkeiten treffen wir uns am Samstag, 08. Januar 1998 beim Bahnhof in Thayngen. Esther, unsere Taxifahrerin fährt mit uns sie-ben Männern nach Schaffhausen, wo wir noch zwei dazu kommen. Dann geht's ab nach Kloten, wo die übliche Prozedur, einchecken und warten absolvieren. Das Gepäck können wir direkt nach St. Martin aufgeben. Wir fliegen nach Paris, wo wir nach einem Terminalwechsel in den Jumbo einstei-gen. Nach dem ruhigen Flug über den Teich, bei kühlen 20° im Flugzeug, kommt uns beim aussteigen die grosse Hitze der Karibik entgegen. Es sind um die 30°. Der Flughafen ist eher klein, und der einzi-ge Flughafen weit und breit für Langstrecken-Jets. Die Piste ist gerade so lang, dass der Jumbo lan-den und starten kann. Wir steigen über die Treppe aus, und gehen zu Fuss zum Immigration- und Cu-stomer Schalter, wo wir freundlich, wie durch die Zöllner bei uns, als Feriengäste begrüsst werden. Nun noch warten auf das Gepäck, und ab zum Schiff. Denkste, kein Gepäck! Als nach zwei Stunden das nächste Flugzeug landet und die Schalterhalle wieder voller Leute ist, gehen wir zum Schalter. Wir erledigen die notwendigen Formalitäten für verloren gegangene Gepäckstücke und bekommen dann ein Necessaire mit den nötigen Utensilien für eine Nacht. Der Taxibus unserer Charterfirma, der auf uns gewartet hat, nimmt uns etwas resigniert in seine Obhut und bringt uns zum Schiff. Im Hafen treffen wir auch Egon, der bereits eine Woche hier ist.

Das Schiff wird begutachtet und in Beschlag genommen, In den Kojen richten wir uns häuslich ein. Mit Stolz stellen wir fest, dass wir in den nächsten zwei Wochen übers Meer, von Insel zu Insel fahren können. Das Schiff, ein Katamaran Privilege 482 - 51 stammt aus der Werft Jeantot in Frankreich. Er ist mit fünf Kojen mit je zwei Schlafplätzen, und jeweils mit WC, Dusche und Kästen grosszügig ausgelegt. Seine Länge: 48 Fuss, (16 m) seine Breite, 25 Fuss (8,7 m). In jedem Schwimmer ist ein Motor mit je ca. 56 PS eingebaut, die auch das Motoren bei Flaute erträglich machen. Sie werden auch gebraucht zur Erzeugung von Strom, für Batterien und Kühlschränke . Die Segelfläche ist doch relativ gross für einen Katamaran von 1321 ft = 122 m2.

Es ist bereits Abend und wir müssen uns organisieren. Heinz, Hanspeter und Felix übernehmen das Schiff. Heinz, Ernst 1 und Ernst 2 gehen einkaufen, der Rest der Crew ein Bier trinken. Jean-Pierre erklärt uns den Motor, die Pumpen, die Batterien, Rettungswesten, Werkzeuge, Fender, Tauwerk, Se-gel, usw. Er erklärt uns die Navigationsgeräte wie JPS, Radar, Funk, und das Elektrische, alle Schal-ter für Beleuchtung, Kühlschränke etc. Für einen Laien kaum vorstellbar, was in so einem Schiff alles untergebracht ist, und was man alles wissen muss. Für uns jedoch mit unserer grossen Erfahrung nichts Neues.

Nachdem wir das Schiff unter Kontrolle haben, die Einkäufer einen kleinen Coop mitgebracht haben, alles eingebunkert ist und Karl sein Bier getrunken hat, gehen wir zum Nachtessen. Das Essen in der Karibik ist nichts spezielles. Es gibt Fisch und Meeresfrüchte, wenig Fleisch, etwas Gemüse und Sala-te. Die Speisen sind nur wenig gewürzt. Die kreolische Küche wird so umschrieben: Was vor wenigen Sekunden im Wasser schwamm oder am Land krabbelte, liegt geschmackvoll zubereitet im Topf oder auf dem Grill. Doch eines haben die meisten Restaurants gemeinsam: Sie sind alle sehr teuer und fast nicht zu glauben, teilweise teuerer als bei uns.

Es ist eine sehr schöne Anlage hier. Sie musste nachdem die Hurricanmonster Louis und Marylin vor ein paar Jahren die Insel heimgesucht hatten, neu aufgebaut werden. Die Louisspuren sind noch nicht alle weg. Immer noch liegen Schiffe in der Grösse von 10-15 m kreuz und quer auf dem Land und im Wasser. Auch an Häusern sind noch Spuren, eingedrückte Wände oder abgedeckte Dächer zu sehen.

Unser Ziel für den nächsten Tag ist die Grande Case Bay an der Nordwestseite von St. Martin. Dort soll uns auch endlich das Gepäck überbracht werden. Unser Ausgangshafen hier liegt in der Lagune von St. Martin. Er ist durch einen Kanal mit dem Meer verbunden. Über diesen Kanal führt eine Brü-cke, die für die Schiffe nur zu bestimmten Tageszeiten geöffnet wird. Um die erst beste Möglichkeit zu nutzen, heisst das für uns um 7 Uhr Tagwache.

Heinz, unser Koch hat bereits schon zeitig das Frühstück gemacht und andere Frühaufsteher den Tisch gedeckt, so dass die Spätaufsteher sich nur noch an den Tisch zu setzen brauchen.

Wir haben mit dem Basisleiter auf 8 Uhr abgemacht. Er kommt zu spät. Das ist in der Karibik aber kein Problem: Dann wartet man eben. Nach den Reparaturen, die noch gemacht werden müssen, gilt es nun das erste Mal Anker hoch und Leinen los. Wir fahren unter Motor, begleitet von einem Mitarbeiter der Basis, durch die Lagune, die einigen Weltenbummler als Heimat dient. Man kennt sie an der Ausrüstung, an den Schiffen und an der Flagge, die sie am Heck führen. Sie zeigt, wo das Schiff eingelöst (versichert) ist. Die Durchfahrt ist knapp, denn unser Schiff misst 9 m Breite. Unser Lotse verlässt uns dann draussen in der Bucht Er hat für sich ein Beiboot mitgenommen, mit dem er wieder zurück ans Land gelangt.

Es ist bekannt, dass man sich am ersten Tag von der Reise ausruhen sollte. Da Hektik, Klima und Zeitverschiebung dem Körper doch einiges abverlangen. Aber uns harten und erprobten Seemännern kann nichts passieren. Es hat schön Wind. Wir beschliessen einen Schlag zu machen. Heinz gibt die Kommandi: Klar zum Segelsetzen, fahrt in den Wind, Grosstuch hoch, an den Wind und raus mit der Genua. Nach ein paar Minuten steht unser Schiff wunderbar und läuft am Wind aus Ost, mit Kurs Nordost. Nach ca. 1 Stunde segeln am Wind und mit Dünung von 1-2 m ist es dann passiert. Die be-kannte Seekrankheit macht sich bemerkbar: Zuerst ruhig werden, dann weisse Farbe, an die Reeling knien, überlehnen und sich 2 - 3 mal übergeben. Ein Rezept dagegen: Zähne putzen, Mund spülen, in der Koje auf den Bauch liegen und für einen halben Tag ruhig bleiben. Nachdem es heute die meisten erwischt hat, beschliessen wir einzulaufen. Nach ca. 17 sm lassen wir deshalb frühzeitig um ca. 11 Uhr morgens in der Bucht Baie Grande Case auf St. Martin den Anker fallen.

Wortlaut aus dem Handbuch über diese Bucht:: Beliebter Tagesankerplatz, mit fast einer Meile (ca. 1,8 km) weissem Sandstrand. Bunte Häuser im Westindienstil, 24 Kneipen im Ort, Fischgerichte und saftige Spare Rips vom Grill sind verlockende Argumente, um mit dem Dinghi an Land zu gehen. Wir haben hier um 14 Uhr mit Jeanclaude abgemacht, dass er unser Gepäck bringt. Aber unser Freund kommt ohne Gepäck. Er erzählt uns, es sei in Zürich nicht mitgekommen. Wie plamabel für uns, reden wir doch immer von Genauigkeit und Pflichtbewusstsein der Schweizer. Diesmal halt eben nicht. Er verspricht uns dranzubleiben. Wir machen für morgen einen neuen Treffpunkt aus, wo er uns nachfah-ren kann. Also Kopf hoch, die alten Reisekleider wieder anziehen und zum Landgang. Es ist Sonntag, ca. 15 Uhr. Wir gehen das Dorf anschauen, Restaurants und Bars besuchen. Das führt dazu, dass Abends beim Nachtessen nur noch drei Crewmitglieder dabei sind. Der Rest ist k.o. und muss ins Bett.

Montag Tagwache, Morgenessen. Nach der gestrigen Magenverstimmung (!) ist Küchenchef Heinz ist wieder auf dem Damm und geht einkaufen. Es braucht, wenn möglich täglich, frisches Brot, Gemüse und Früchte. Natürlich sind wir ausgerüstet für drei bis vier Tage, aber wenn es Einkaufsmöglichkeiten gibt, wird frisch eingekauft. Es sieht gut aus heute. Segelwetter? Das Erlebnis von gestern ist noch immer in guter Erinnerung. Seekrank? Nein! heute nicht mehr. Darum wird Stugeron geschluckt. Wir erleben dann einen schönen Segeltag am Wind, Richtung Anquilla. Der Name dieser nördlichen Lee-ward Insel entstammt dem spanischen Wort anguila und heisst auf Deutsch Aal. Sie ist 14 sm (25 km) lang, an der breitesten Stelle 35 sm (2,5 km) breit, der höchste Punkt liegt auf 68 m und sie hat ca. 5'700 Einwohner. Die Insel ist ringsum mit Riffen umgeben, die meist nur 3-10 m aus dem Wasser ra-gen. Ein Sturm mit entsprechendem Wellengang heisst dem nach "Land unter". Anguila ist nicht ganz unabhängig. Nach der franz. Herrschaft war die Insel von 1871 bis 1956 Teil des britischen Verwal-tungsraumes und ist seit 1958 der westindischen Föderation angeschlossen. Es ist heute ein mit Grossbritannien assoziierter Staat. Unser Tagesziel erreichen wir dann mit 1 Schlag und halbem Wind: Die Baie Orientale an der Ostküste von St. Martin, wo wir um ca. 15.00 Uhr eintreffen. Wie schön es hier ist. Zitat aus dem Führer: `Das Wasser rund um das kleine Paradies Green Cay schillert in einer Farbenpracht, dass selbst langjährigen Karibikseglern das Gin-Tonic-Glas aus der Hand fällt. Wir setzen die Anker und gehen an den Schmaus, der unser Smutje zubereitet hat: Pouletschenkel und zum Dessert Fruchtsalat.

Es ist hier nicht so tief, ca. 5 m. D.h., es muss etwa 5 mal die Tiefe an Kette ausgebracht werden, also 25 m. Es wird mit der elektrischen Ankerwinde gelichtet. Es wäre zu streng, den Anker von Hand zu lichten, bedenkt man, dass die ganze Kette 60 m lang ist und 10 mm stark.

Wir sind heute den zweiten Tag ohne Gepäck, d.h. Tenue Unterhosen, Air France Leibchen, ohne Seife und ohne Sonnencrème. Aber das Wasser ist nah. Wir baden und kühlen uns ab im Adamskos-tüm. Trotzdem, die Lage wird langsam kritisch. Nervosität macht sich bemerkbar. Kommt es, oder kommt es wieder nicht. Pünktlich 16.30 Uhr, wie abgemacht, 2 Piffe auf dem Steg. Wir erkennen Jean-Claude. Rolf und ich fahren mit dem Dinghi zum Steg. Und tatsächlich! Er hat das Gepäck dabei. Wir nehmen es in Empfang und bedanken uns herzlich und gehen zurück aufs Schiff zur Gepäckver-teilung. Unsere mitgenommenen Fressalien werden begutachtet. Es ist nämlich Tradition, dass jedes Crewmitglied etwas zum Essen mitbringt, eine Notportion. Es hat Servelats dabei, die zum Nachtes-sen verschlungen werden müssen. Am Abend dann erste Gesangsprobe. Heinz hat die Trompete, Kurt die Mundharmonika und ich die Gitarre dabei. Wir singen Wanderlieder, Seemanslieder, der eine besser, der andere schlechter. Wir gehen glücklich zu Bett. Ich glaube der Törn hat begonnen.

Heute Dienstagmorgen um 6.00 Uhr trampeln die ersten schon auf dem Deck herum. Sie können es kaum erwarten. Sonnenaufgang. Um 6.30 Uhr brutzelts in der Pfanne. Unser Smutje ist am Braten des Frühstückspeckes. 7.00 Uhr, der Trompeter Heinz bläst zum Antreten. Es gibt Morgenessen.

Nach zwei Tagen Verspätung, wegen des Gepäcks, starten wir heute unseren Fahrtentörn. St. Martin, als unser Startort ist eine interessante Insel, Sie ist im Norden französich und im Süden niederlän-disch und gehört mit ca. 34 km2 zu den niederländischen Antillen, zu denen auch St. Eustatius und Saba gehören. Sie sind ein autonomer Teil des Königreichs und haben einen Gouverneur, entschei-den aber selbst über ihre inneren Angelegenheiten. Für Auswärtiges und die Verteidigung ist die Re-gierung in Den Haag zuständig. Der 54 km2 grosse französische Teil ist sehr bewaldet, mit dem höchsten Punkt von 415 m auch sehr bergig. Die Bevölkerung beziffert man auf 26'000, wobei die Weissen in der Minderzahl sind. Man sagt, Kolumbus habe auf seiner zweiten Westindienreise am Martinstag 1493 die Insel entdeckt und nach dem Heiligen benannt. Bis 1630 jedoch ist nichts gesi-chert. Die Insel gehörte den Spaniern, kurz den Engländern. Überwiegend aber gehörte sie den Fran-zosen und den Holländern, und das bis heute. Man kommt ohne Zoll und Grenzkontrollen aus.

Nach ca. 15 sm unter Motor fahren wir in Gustavia auf St. Barts ein. Jean-Claude hat uns geraten, vor dem Hafen zu ankern, da der Hafen laut und das Wasser unsauber sei. Wir sehen uns um und be-schliessen auf der Rede von Gustavia zu nächtigen. Alles klar zum Ankermanöver, ruft der Skipper, Anker ab und einfahren, er hält. Das Programm für heute ist Schnorcheln, Mittagessen, schlafen, 14.00 Uhr Landgang, Hafenmeister, anschliessend Inselrundfahrt. Wir gehen zum schnorcheln an den nahe gelegenen Fels, wo auch ein Boot auf dem Kiel liegt. Es gibt wieder viel zu sehen: einen schla-fenden roten Hai und eine hübsche Meerjungfrau. Nach ca. 1 Stunde gehen wir zurück und kommen gerade richtig zum Mittagessen. Um 14.00 Uhr rüsten wir uns dann zum Landgang. Die einen gehen zuerst zum Hafenmeister, bei dem wir uns anmelden müssen. Die anderen organisieren einen Bus für die Rundfahrt.

Die Geschichte sagt, dass Kolumbus St. Barthélemy anfang November 1493 querab gehabt haben muss. Man sagt auch, er habe der 22 km2 grossen Insel den Namen seines Bruders, Bartolomeo, ge-geben. Auf der Insel wurde immer gekämpft. So auch 1784, als Charles Vergennes, der Aussenminis-ter Ludwigs XVI, sie 1784 an die Schweden verhökerte. Er tauschte sie für Handels- und Hafenrechte in Göteborg. Daher auch der Name Gustavia, zu Ehren der Königin von Schweden. "Vive la republi-que" tönte es 1879 über die Hügel, für 80'000 Goldfranken war sie wieder an die Franzosen gegan-gen. Zurzeit leben etwa 2'600 Menschen, meist Weisse, auf dem Eiland. Für den Tourismus wurde die Insel erst in den 60er Jahren unseres Jahrhunderts entdeckt. Ein Buschpilot namens Rémy de Hae-nen baute ein Hotel und glaubte, das St. Tropez der Karibik gefunden zu haben. Wenn man die Insel durchfährt, sieht man aber, dass St. Tropez Gott sei Dank, immer noch in Frankreich geblieben ist. Ei-ne schöne saubere Insel mit 22 km2 Grösse. Die Architektur des Städtchens ist schwedisch beein-flusst, und liegt eingebettet in der hügeligen grünen Landschaft. Erreichbar ist die Insel nur per Klein-flugzeug und Schiff. Die Restaurants und Läden, natürlich auch ein "Little Switzerland", zeugen von Touristik und Kreuzfahrtschiffen. Abends trifft man unsere Crew dann in einem guten Restaurant. Ü-ber die Preise nur soviel, mein Wohu (einheimischer Fisch) mit Reis hat FF 150.00 (ca. Fr. 40.--) ge-kostet. Nach dem Abendessen ist dann heimschaukeln angesagt. Wir müssen mit dem Dinghi noch zum Schiff. Hoffentlich geht das gut, 10 Personen im Dinghi, gute Nacht.

Am Mittwoch während des Morgenessens läuft ein Kreuzfahrtschiff ein. Kaum fest am Anker, kommt das nächste. Als Viermaster getakelt lässt auch er den Anker fallen. Der Karibikkenner weiss sofort; heute kein Landgang, es ist alles noch teurer, da die "Schneehasen" aus dem Norden da sind. Also, nichts wie los. Das Programm heute: Hanspeter und Ernst gehen ausklarieren = Wenn ein Land ver-lassen wird, muss man sich abmelden, eben ausklarieren. - Es wird dann ein je nach Land und Be-hörde, ein kleines oder grösseres Prozedere abgezogen. Daten der ganzen Crew müssen auf einer Liste aufgeschrieben sein, mit Geburtstag, Geburtsort, Passnummern, Name usw. Fragen über Fra-gen nach Munition und Waffen, welche Nahrungsmittel, Alkohol, Krankheiten. Das muss alles mit dem gebührenden Ernst beantwortet werden und dauert je nach Laune der Beamten kürzer oder länger. Kurt geht in dieser Zeit noch Brot kaufen. Heinz und ich besprechen die Fahrt, die uns bevorsteht. Der Rest der Crew macht das Boot klar. Sobald unsere Landgänger retour sind, geht das Dinghi (Beiboot - braucht es, weil man mit dem Segelschiff nicht überall an Land kann) hoch, und das Kommando heisst, Anker lichten. Wir verlassen unsere Rede um ca. 9.00 Uhr und fahren zuerst in westlicher - später in südlicher Rich-tung. Wir möchten nach Newis, unter Segel. Das ist aber nur möglich, wenn wir genug Wind aus der richtigen Richtung haben. Es sind nämlich ca. 60 Meilen. Bei 6 Meilen/Stunde sind das 10 Stunden, und dann ist Abend. Es sieht gut aus bei 10 - 15 Knoten Wind aus Ost laufen wir bei halbem Wind 5-6 Knoten bei leichter Dünung. Wir müssen aufpassen. Mit so wenig Wind muss gut getrimmt werden.

Zum z`Mittag hat die Küche Chnoblibrot und frischen Fruchtsalat vorbereitet. Wir sehen in westlicher Ferne ca. 30 sm Saba Island. St. Eustatius lassen wir Steuerbords in ca. 14 sm Abstand liegen. Wir segeln dann entlang der Küste von St. Kitts mit gebührendem Abstand, da die Karte Untiefen aus-weist. Wir liegen in der Zeit. Es ist gut gelaufen. Alle hatten etwas Zeit für sich. Beat hatte seine helle Freude als Steuermann. Dass er vor lauter Eifer das Sonnenschutzmittel vergessen hat, lies seinen Oberkörper immer röter werden. Kurt wachte vor lauter Ruhe fast nicht mehr auf. Hanspeter navigier-te, übte und notierte alles im Logbuch. Die Fischerschnur ist im Schlepptau und immer wieder wird nachgeschaut. Plötzlich meint Ernst: "Es zabblet öppis!" Sofort grosse Hektik. Die Schnur wird einge-zogen. Mit grossem 3er Hacken und Blinker haben wir einen Baracuda von 70 cm Länge gefangen. Der Fisch wird geschlachtet, ausgenommen und verarbeitet. Nach dieser Aufregung herrscht bald wieder Ruhe. Es wird gelesen, geschlafen, gefischt oder einfach gefaulenzt. Es ist nicht jedermanns Sache, diese Ruhe auszunützen. Es liegt die Passage The Narrovos vor uns, die Durchfahrt zwischen St. Kitts und Navis. Sie soll heikel sein. Es hat Felsen und Strömungen. Für alte Hasen wie wir aber kein Problem. Es ist 17.00 Uhr und wir sollten noch an die Westküste von Navis. Also sicher noch 1 - 2 Stunden Fahrt. Wir haben uns aber zum Ziel gesetzt, bei unbekanntem Revier nicht in die Nacht hinein zu fahren, sondern spätestens um 18 Uhr am Ziel zu sein. Je näher am Äquator, desto schnel-ler der Übergang von Tag und Nacht. Wir suchen deshalb eine Bucht zum Übernachten an der Süd-seite von St. Kitts. Nach gut 9 Stunden und 48 sm segeln ohne Kurswechsel, dazu fischen und herum-liegen, lassen wir in der Majors Bay,wo wir das einzige Boot sind, unseren Anker fallen. Nach dem ob-ligaten Schnorchelgang und der Seedusche sind alle frohen Mutes. Es riecht nach Essen. Der Fisch vom Nachmittag, frischer ist nicht möglich, wurde durch Ernst und Heinz zubereitet wie im ***** Hotel. Es heisst Baracuda an feiner Sauce mit Meersalzkartoffeln. Zum Dessert, frischen Fruchtsalat und Schoggicreme von mitgebrachter Schweizer Toblerone. Es war ein Tag wie im Bilderbuch, der seinen Ausklang mit fröhlichem Singen fand.

Heute ist Donnerstag. Vor dem Morgenessen ist wie immer schwimmen angesagt. Das Wasser hat immer um die 27°, im Sommer vielleicht 28°. Wir haben eine schöne Sicht auf Navis. Der Vulkankegel ist in eine weisse Wolke gehüllt, wie wenn er einen Hut trüge. Es ist eine fast runde 93 km2 grosse von Korallenriffen umgebene, Vulkaninsel. Der Nachbar heisst nämlich Monserat, auf dem der Vulkan letz-tes Jahr wieder ausgebrochen ist. Im Zentrum erhebt sich fast symmetrisch der Navispeak mit einer Höhe von 985 m. Auf der Insel, die sehr bewaldet ist und sehr schöne Strände aufweist (sie sollen zu den schönsten der Karibik gehören) wohnen etwa 9500 Personen.

Unser Programm für heute heisst aber nicht Navis sondern Basseterre auf Saint Christopher. Nach dem Morgenessen mit Brot, Butter, Konfitüre, Honig, Kaffee und Tee motoren wir los in die Stadt die wir in ca. zwei Stunden erreichen. Unseren Anlegeplatz sehen wir von weitem. Ein riesiger Dampfer steht an der Pier. Er wird heute nacht gekommen sein. Wir fahren ein in eine ganz neue Marina, die ganz leer ist. Der Hafenmeistergehilfe erwartet uns schon. Hanspeter macht das Anlegemanöver das nicht einfach ist. Mit unserem Katamaran können wir nicht zwischen die Dalben wir müssen vorne an Bojen und hinten an der Mauer befestigen. Es ist schon gegen zwölf. Wir machen uns bereit für den Landgang, die Stadt. Wir wollen den ganzen Tag hier bleiben. Hanspeter und Ernst gehen zum Ha-fenmeister, der Rest bummelt durch das Hafengebäude. Man sieht, dass es auf die Gäste der Kreuz-fahrtschiffe ausgerichtet ist. Ich kaufe mir eine Telephonkarte für 20 Dollar und telefoniere nach Hause. Ich muss schliesslich wis-sen, wie es meinen Lieben geht. Es sei kalt und der Wetterbericht habe Schnee, sonst alles klar. Ich erzähle, dass ich in kurzen Hosen und leichtem Leibchen bei 30 Grad am Schatten am telefonieren sei. Anschliessend mache ich wie immer einen Stadtbummel und merke dabei, dass Mittagszeit ist. In einem Restaurant finde ich die Kollegen beim Essen und Trinken. Für den Nachmittag haben wir einen Bus organisiert. Er macht mit uns eine Inselrundfahrt. Sie wird ca. 3 - 4 Stunden dauern. Saint Christopher ist der alte Name der Insel. Er kommt, wie könnte es an-ders sein, von Christoph Kolumbus, der die Insel auf seiner zweiten Westindienreise 1493 entdeckte. Die Bezeichnung St. Kitts ist der neue, offizielle Name. Die Insel hat zwei markante Punkte: 1. Der Brimstone Hill nahe der Küste, mit seiner Festung 230 m über Meer. 2. Maint Misery, der höchste Punkt des Gebirgszuges der die Insel durchquert, 1150 m hoch. Die natürliche Vegetation rund um die Berge besteht aus Regen- und Buschwald. An den Küsten wird auf fruchtbarem Boden zu 87 % Zu-ckerrohr und 13% Baumwolle angepflanzt. Etwa 40 % der Bevölkerung arbeitet in der Zuckerindustrie. Ein cane cutter, Zuckerrohr-Schneider, erhält pro Tonne Zuckerrohr 2 Dollar. Er kann in der Erntezeit von Januar bis Juli ca. 3000 Dollar verdienen. Es liegt auf der Hand. dass mit diesem Lohn und den Inselpreisen, nicht überlebt werden kann. Es müssen weitere Verdienstmöglichkeiten erschlossen werden. Es ist schon jetzt erkennbar, wie die Stadtgegend auf Fremdenverkehr, Kreuzfahrt- und Gäs-teschiffe ausgelegt ist, während im Hinterland und an der Ostküste totale Armut herrscht. Die Küsten-abschnitte auf der Atlantikseite können touristisch nicht erschlossen werden. Die Küste ist felsig und sehr wild. Wie könnte es auch anders sein, die Chronik von St. Kitts ist eine Aufeinanderfolge von Ge-fechten. Die Engländer und Franzosen bekämpften sich ununterbrochen. Die Auseinandersetzungen gipfelten 1782 vor der Festung Brimstone Hill in einer der grössten Seeschlachten im karibischen Raum. Mit 31 Schlachtschiffen und 8000 Soldaten und Söldnern griffen die Franzosen die Festung an. In einem verlustreichem Kampf konnten sie die Hügel besetzen. Die Trikolore wehte auf der Festung. Da griff Admiral Hold mit seiner Flotte ein. Er holte zum vernichtenden Schlag gegen den Erzfeind Frankreich aus und versenkte unterbemannte gegnerische Schiffe. Nach diesem entscheidendem Sieg konnten die Engländer ihre Vormachtstellung in der Karibik ausbauen und Landgewinne sichern. Im Vertrag von Versailles, in dem die Engländer 1783 die Unabhängigkeit der vereinigten Staaten von Amerika anerkannten wurde St. Kitts endgültig Grossbritannien zugesprochen. Das englische Königs-haus kannte die strategische Bedeutung ihrer ersten Kolonie in Westindien. Die Festung wurde aus-gebaut und mit weiteren Kanonen bestückt. Die Besichtigung der restaurierten Festung gehört natür-lich zu unserem Inseltripp. Sie wird zur Zeit durch ein Military Museum erweitert. Vielleicht wieder ein paar Arbeitsplätze. Die Bevölkerung der 169 km2 grossen und landwirtschaftlich gut entwickelten Insel beträgt etwa 38'000 Menschen. Ca. drei Prozent der Bewohner sind Europäer. Die Inseln St. Kitts, Navis und Anguilla waren bis 1967 politisch zusammen und gehörten zur britischen Kronkolonie Lee-ward-Island. Seit September 1983 ist St. Kitts und Navis ein autonomer Staat im britischen Common-wealth. Staatsoberhaupt ist Königin Elisabeth, vertreten durch den Gouverneur, der den Chief Minister der Inselgruppe ernennt.

Am Abend ist dann Ausgang in die Stadt Basseterre, die letztes Mal 1979 durch David und Frederick (Wirbelstürme) verwüstet wurden. Zu später Stunde wird heimgekehrt, um auf dem Schiff noch den al-lerletzten Cola Rum zu sich zu nehmen. Am Morgen musste dann festgestellt werden, dass es welche gab, die den allerletzten nicht gefunden hatten. Es herrschte Ruhe wie sonst nie. Die täglichen Früh-aufsteher sind übernächtigt. Karl hat den Weg zu seiner Koje nicht gefunden, er hat in der Messe (Sa-lon) geschlafen. Beat hat die Fische gefüttert. Er erscheint gar nicht zum Frühstück. Heinz passt das Morgenessen auch nicht. Er geht wieder schlafen. Es müssen noch etliche Besorgungen gemacht werden. Basseterre eignet sich gut, die Versorgungsmöglichkeiten sind ideal. Im Hafen dürfen wir noch unsere Wassertanks auffüllen, da wir die Hälfte verbraucht haben.

Ca. um 9 Uhr sind wir bereit, um auszulaufen. Unser Ziel heute ist Saba Rock. Unter Motor verab-schieden wir uns von Basseterre. Wir stellen bald fest, der Wind bläst mit 13 Knoten aus Ost. Einheit-liche Meinung, - segeln. Also, Kommando, bereitmachen zum Segel Setzen, das laufende Gut ausle-gen. Die Antwort "Klar zum Segel setzen," folgt bald. "Steuermann, fahrt in den Wind," d.h. der Wind muss genau von vorne kommen, sonst kann man das Grosssegel nicht hinaufziehen. Drei Personen hissen mit dem Grossfall das Grosstuch. Die letzten Meter werden mit der Winsch durchgesetzt. Der Steuermann fährt dann an den Wind und nimmt Kurs auf, der vom Skipper und Navigator errechnet wird. Dann wird die Genua gesetzt. Sie wird mit der Rollvorrichtung ausgerollt, und mit der Winsch dicht geholt, bis sie nicht mehr killt (flattert). Die Motoren werden unterdessen abgestellt. Wir segeln entlang der Südwestküste von St. Kitts und sehen nochmals die riesigen Zuckerrohrfelder und die Fe-stung, die wir auf unserem Landgang besichtigt haben. Es läuft schön ruhig, fast wie am Bodensee. Der Grund, wir sind im Lee der Insel d.h. die Ostküste der Insel nimmt die Antlantikwellen auf und an der Westseite der Insel können sich keine Wellen aufbauen. Aber das ändert sich nach 15 sm. Wir kommen aus dem Windschatten der Insel hervor. Es wird immer schlimmer mit den Wellen. Sie kom-men von allen Seiten. Es gibt hier eine rauhe Kreuzsee. Das gibt es, wenn Grundwellen, Strom oder Sturmwellen gegen Schwell kreuzen. Wir laufen gegen die Insel Eustatius und können unseren Kurs nicht mehr halten. Das muss ein Strom sein, der zwischen St. Kitts und St. Eustatius herrscht. Wir fal-len ab, bis wir vor dem Wind stehen. Dann heisst es Genua über und alles ausbaumen. Das Gross wird ausgefiert bis an die Saling und die achterliche Unterwante. Es muss auch gesichert werden mit einer Bullentalje. Die Genua wird über die Wanten gesetzt. Vor dem Wind fahren ist nicht jedermann's Freude. Es braucht sehr viel Aufmerksamkeit und Konzentration vom Steuermann, um möglichst nie auf die falsche Seite zu steuern, da sonst die Gefahr einer Patenthalse besteht. Karl steuert unser Schiff durch die See in westlicher Richtung wie ein alter Seebär und erlebt wie heikel dieser Vor-Wind-Kurs zu steuern ist. Nach wenigen Meilen können wir wieder normalen Kurs aufnehmen: Saba Rock 340°. Wir müssen die Segelstellung wieder ändern, Raumschotkurs, d.h. die Genua muss über und das Gross muss etwas dicht geholt werden. Das Chaos in der See hat sich etwas geglättet. Wir kommen ins Lee der Insel Eustatius. Sie hat eine ähnliche Geschichte wie St. Kitts. Krieg und nochmals Krieg. Es waren eben begehrte Handelsplätze und strategisch wichtige Punkte. Auf der kleinen Insel gibt es einen Flugplatz, ein grosses Öllager und die Stadt Oranjestad mit einer Festung aus den Jahren um 1640. Wir lassen die Insel aber Steuerbord liegen und sehen nach etlichen Meilen unser Ziel - Saba Rock - aus dem Dunst aufsteigen. Es dürften noch ca. 30 Meilen sein. Hanspeter errechnet einen neuen Kurs, der dann zu einer holprigen Fahrt wird und nicht allen gut bekommt. Es könnte aber auch am vorherigen Abend gelegen haben. Am Ziel angekommen suchen wir eine Anlegemöglichkeit. Wir sehen die Festmachertonne in der Fort Baai die wir in Beschlag nehmen. Es ist sehr unruhig hier, gar nicht geschützt. Wenn wir hier über-nachten, wird das trotz unserem grossen Katamaran mit 17 x 8 m Grösse eine wacklige Nacht. Hans-peter macht sich schon Sorgen. Aber ein Bier mehr und das Problem ist gelöst. Unsere beiden Heinz's gehen mit dem Dinghi zum Harbormaster (Hafenmeister), um nach einer Nächtigungsmög-lichkeit zu fragen. Sie kommen zurück mit der Nachricht, dass wir nachts an die Werkpier können. Jetzt aber an der Festmachertonne bleiben dürfen. Jetzt aber nichts wie los! Wir wollen Saba Rock erkunden. Der Name komme übrigens aus der alten Arawak Sprache und wurde abgeleitet aus Siba und heisst steiler Felsen. Wir chartern im nahen Re-staurant einen Bus, der mit uns einen Inseltrip unternimmt. Die Insel ist die kleinste der niederländi-schen Antillen. Sie ist 13km2 gross und hat 1000 Einwohner, die in den drei Orten Bottom, Windward-side und Hell`s Gate leben. Das Eiland ist ein grosser Felsen. Es gibt wenig Anbaufläche und auch wenig Arbeit. Seit Jahrzehnten wird nach Curaçao ausgewandert oder man heuert auf Schiffen an. Erst im Jahre 1972 wurde eine kleine Mole gebaut, die auch ein wenig Fremde zum Felsen bringt. Auch die 400m lange Piste des Flugplatzes, der 1963 erbaut wurde, trägt zur Abisolierung bei. Auf der Insel hat es nur ein Hotel mit nur 10 Gästezimmern. Die Strasse vom Meer zum Gipfel mit 2854 Fuss (940m) ist sehenswert. Hervorragend gebaut und teilweise in die Felsen gehauen. Nach ca. 2 Stun-den geht unsere Rundfahrt zu Ende. Wir gehen auf Restaurantsuche. Es gibt eine Bar und ein Re-staurant, in dem wir uns dann sehr gut verpflegen können. Um 21 Uhr bringt uns ein Taxi wieder si-cher zum Schiff hinunter. Wir besprechen dann noch vor dem "allerletzten "Guet-Nacht-Drink" das weiterfahren. Wir haben mit ca. 100 sm den längsten Schlag, nach St. Croix, vor uns. Er wird bei 6 Knoten Fahrt 17 Stunden dauern. Wenn wir um 17 Uhr einlaufen wollen, müssen wir um Mitternacht auslaufen. Wir bestimmen zwei Mannschaften. Heinz mit seiner Mannschaft macht den ersten Schlag. Ich übernehme dann die Ablösung für meine Crew. Sie seien erst um 4 Uhr ausgelaufen erzählten die anderen, sie hätten keinen Hauch Wind gehabt. Jetzt aber bläst er mit 14 - 21 Knoten aus Ost. Wir müssten einen Spinaker haben mit diesem raumen Wind, aber auf Charterschiffen gibt es das nicht oder eher selten. Wir entscheiden uns trotzdem Segel zu setzten. Vielleicht reicht der Wind aus und wir könnten die Ruhe des offenen Meeres geniessen. Aber die Ruhe bleibt uns vergönnt, zu wenig Wind. Wir benötigen 7 Knoten. Also weiter mit Motor, jedoch mit weniger Speed. Die Sonne brennt, die Segel können auch als Sonnenschirm gebraucht werden. Um 10 Uhr dann Delphine in Sicht. Tat-sächlich, sie kommen uns besuchen. Alle Mann auf Bug, ausgerüstet mit Foto oder Filmkamera. Im-mer wieder ein riesiges Erlebnis. Es ist eine fünfköpfige Familie, die uns eine halbe Stunde lang be-gleiten. Immer wieder umkreisen sie die beiden Bugspitzen, springen und machen Kapriolen. Sie schwimmen seitlich und schauen zu uns herauf. Es macht ihnen sichtlich Spass. Doch plötzlich wieder ade und wir sind wieder alleine. Die einen können wieder dem Nichts-tun frönen, die anderen bereiten das Mittagessen vor. Es ist 12 Uhr und da wird gegessen, ob gekocht ist oder nicht. Es gibt Rösti und Wildsauwürste aus der Schweiz. Karl hat sie als Notration mitgebracht. Zum Dessert, wie könnte es anders sein, die Lieblingsspeise Fruchtsalat. Nach einiger Zeit taucht Land vor uns auf. So muss es Kolumbus auch gesehen haben. Es ist St. Croix das zu den US Virgin Island gehört. Unser Tagesziel ist Christiansted die Hauptstadt von der Insel. Um 16 Uhr haben wir die Einfahrtsbojen vor unseren Augen. Gut diese zu sehen, da es hier verschiedene Riffe hat, die mit ihren weissen Kämmen vor dem Auflaufen drohen. Das Einlaufen stellt sich als nicht so schwierig heraus, alles ist mit Bojen gekenn-zeichnet. Um 16.15 Uhr legen wir am Pier der Stadt an. Unser Anlegemanöver, das vorzüglich gelingt, und das Schiff werden bestaunt. Es wird fachgerecht gefendert und vertäut. Der weiträumige Hafen stellt sich als sicher und ruhig heraus. Es ist ein Naturhafen der durch die vorgelagerte Scotchbank im Osten und das lonreef im Norden bestens geschützt ist. Es verkehren hier Fähren und Schnellboote, ja sogar Wasserflugzeuge starten und landen im Hafen. Die neue Umgebung ist sauber und einladend für den Landgang. Zuerst aber müssen wir zum Customer und zur Imigration. Wir finden das Büro, aber geschlossen. Es ist schliesslich Samstagabend. Nun sind wir illegal auf der Insel, aber es wird schon gut gehen. Wir machen Einkehr, Stadtbesichtigung und Souvenireinkäufe. Anschliessend geht es zum Nachtessen. Auf einer Terrasse mit Palmen gesäumt, einer flotten Serviertochter und einer grandiosen Aussicht geniessen wir ein wunderbares Nachtessen und einen schönen Abend. Während die einen aufs Schiff gehen, sind die anderen am "Allerletzten" suchen und finden den Heimweg erst später.

Etliche der Crew erscheinen dann beim Morgenessen um 7.30 Uhr mit entsprechend schweren Köp-fen. Div. Crewlis haben unter freiem Himmel, im Netz oder im Cockpit, geschlafen. Es war für mich wie zu Hause, da mein Schnarchli-Bettnachbar Hanspeter auch draussen schlief. Bei der Tagesbespre-chung kommen wir zum Entschluss, dass wir eine Inselrundfahrt machen und heute noch nach Tortola fahren. Es sind ca. 40 Sm d.h. bei 6 km Geschwindigkeit, brauchen wir 6 - 7 Stunden. Wir müssen al-so um 12 Uhr auslaufen, wenn wir bei Tageslicht in Roadtown einlaufen wollen. Das ist jedoch dies-mal nicht von Wichtigkeit, denn wir kennen Tortola wie die Westentasche. Wir finden ein Taxi, gross, geräumig, Marke Chevrolet mit Klimaanlage. Den Chauffeur finden wir in der Nachbarschaft. Er zeigt uns mit Stolz "seine Insel". Sie ist etwa 20 sm (36 km) lang und ca. 6 sm (11 km) breit und beherbergt 56'000 Leute. Die südlichste der US Virgin Islands ist neben St. John und St. Thomas die grösste US Insel. Die Inseln übrigens St. Croix und St. Thomas wurden 1917 durch die USA von Dänemark für 25 Millionen Dollar erworben. Die Übernahme diente dem Zweck, der deutschen Marine den Seeweg zum Panamakanal zu erschweren. 250 Jahre Kolonialherrschaft in der Karibik wurde damit beendet. Wir durchfahren schöne Hotel- und Golfanlagen, sehen landwirtschaftliche Versuchsanstalten und na-türlich Natur pur: Mahagonibäume, Säulenkakteen, Agaven, Akazien und Mimosengestrüpp bilden den immergrünen Regenwald. Wir fahren zu der Salt River Bay an der Nordküste. Hier beginnt die Inselgeschichte durch Christoph Kolumbus der am 13. November 1493 hier vor Anker ging. Er nannte die Stelle Capo de Ias Flechas, Kap der Pfeile. Warum, dürfte wohl klar sein, da er von den Einheimischen nicht gerade freundlich empfangen wurde. Er erklärte die von ihren Indianischen Einwohnern Ay-Ay genannte Insel zum spa-nischen Besitz. Er nannte die Insel Santa Cruz. Ein Name, der in französischer Schreibweise und amerikanischer Aussprache bis heute erhalten blieb. Die Besiedlungsversuche der weissen Eroberer blieb vorerst erfolglos. Immer wieder wechselte auch der Besitz in den vergangenen Jahrhunderten. Engländer, Holländer, Franzosen, Malteser waren die Herren der Insel. Es waren die Dänen, die St. Croix 1733 von den Franzosen erwarben und die Kolo-nialisierung innerhalb 20 Jahren in den Griff bekamen. St. Croix wurde mit den Städten Christiansted und Frederiksted und der 241 Zuckerrohr- und Baumwollplantagen zu einer der reichsten Inseln im karibischen Raum. Am 31. März 1917 wurde die Insel dann von den Amerikanern übernommen. Seit-her wird natürlich, wie könnte es anders sein, auf massvollen Tourismus gesetzt. Die bereits erwähn-ten touristischen Anlagen sind jedoch hervorragend integriert, trotz den Schäden, die der Superhurri-can Hugo angerichtet hat. Sehr sauber zeigt sich die Insel, selbst die Nummernschilder an den Autos signalisieren: St. Croix American Paradise - der Traumurlaub für Amerikaner, stimmt wahrscheinlich auch für Europäer. Nach dem Inseltrip von dem wir um elf Uhr wieder zurück sind, bleibt noch eine Stunde zum Stadt-bummel. Es ist Sonntag morgen und aus einer Kirche höre ich Musik. Das muss ich gesehen haben. Die Gottesdienste in der Karibik sind sehr freundlich, mit viel Musik, Rhythmus und Gesang. Es gibt keinen Kirchenchor, nur einen Vorsänger, einen Organisten oder Gitarristen. Es herrscht Bewegung. Alles klatscht und singt mit.

Pünktlich um 12 Uhr mittags sind alle da, es wird ausgelaufen. Unser Ziel ist Road Town, die Haupt-stadt von Tortola, der Heimathafen unseres Schiffes. Wir laufen zwischen den Bojen aus, die uns zwi-schen den hafensäumenden Riffen den Weg weisen. Hanspeter errechnet einen Kompasskurs von 17 Grad, also ziemlich Nord Nord-West. Der Wind meint es nicht gut mit uns, wir müssen wieder Moto-ren. Wir vertreiben uns die Zeit mit Musik, Gesang und "Umelige".

Um 18 Uhr laufen wir dann in die Bucht und den Hafen von Road Harbour ein. Wir haben uns ange-meldet und möchten Wasser, beim Dinghi Benzin auftanken und Wäsche wechseln. Wir sind noch ei-ne Woche hier. Es ist für uns ein Platz freigehalten worden, in den wir uns mit den 2 x 56 PS hinein-manövrieren. Anlegen, und ab zum Apéro, um dann zum Nachtessen im Captain`s Table antreten zu können. Die Wirtin Yvonne ist uns bekannt von den vielen Törns, die wir in dieser Gegend schon ge-macht haben. Sie hat bei uns Aromat bestellt, das wir aus Thayngen mitgebracht haben. Man muss wissen, dass es hier kein ähnliches Gewürz gibt, dass an "unser" Aromat herankommt. Unser "Pow-der-Lover" überreicht das Gewürz. Es wird herzlich in Empfang genommen und mit Küsschen ver-dankt. Nach vorzüglichem Essen gehen wir um 23 Uhr auf das Schiff, die einen in die Koje, die andern eben nicht. Nach dem Morgenessen wird das Schiff klar gemacht. Es muss auch noch eingekauft werden. Wer keinen Auftrag zu erledigen hat, geniesst noch den einen oder anderen Drink, bevor wir um 10.30 Uhr auslaufen. Je nach Wind wollen wir heute segeln, schnorcheln oder nur baden. Das Abendziel ist Fat Hogs Bay. Aus dem Hafen ausgelaufen, merken wir bald, dass wieder einmal gesegelt werden kann. Es heisst Segel setzen, und wir kreuzen gemütlich durch den Sir Francis Drake Channel. Drake, eine schillernde Figur der damaligen Piraten und Freibeuterzeit lehrte den Spaniern das Fürch-ten. Zur Ära dieser Piratenzeit nur soviel: Königin Elisabeth und der Hof erkannten die Talente der Drakes und finanzierten seine Reisen. Er wurde sogar von der Königin auf dem Schiff von Drake der "Golden Hind" in den Adelsstand befördert (falls mehr Seite 13).

Richtung Nord-Ost vorangekommen gehen wir nachmittags vor der Insel Virgin Gorda bei den "Baths" vor Anker, um noch ein wenig zu baden und schnorcheln. "The Baths" ist eine unter Schutz stehende Wüste, die mit haushohen Steinen belegt ist. Traumhaft, wenn bei wenig Wellen zwischen den Stei-nen geschnorchelt werden kann. Das Wasser ist hier sehr sauber und der Boden sandig. Dadurch herrscht hier eine gute Sicht. Eine Farbenpracht diese Fische und Korallen. Wie im Bilderbuch! Um 17 Uhr verlassen wir diesen herrlichen Ankerplatz und fahren in die Fat Hogs Bay auf Tortola. Ein ruhiges Nachtquartier in dieser Bucht, mit einem guten Restaurant, wo wir uns vorzüglich verpflegen und dann nach einem schönen erlebnisreichen Segel- und Schnorcheltag in die Kojen rutschen.

Dienstag der zweiten Woche. Das übliche Ritual, Tagwache, schwimmen, Morgenessen und Tages-besprechung. Wir wollen in den Gorda Sound. Bald darauf Anker lichten und Ausfahrt aus der Bucht. Wir spüren den Wind, aber genau auf die Nase --also Motor an, denn wir wollen bald möglichst dort sein. Auf dem Schiff haben wir wieder Crewmitglieder mit Durchfall, Bauchweh, etc..

Der Gorda Sound, unser Ziel, ist eine weiträumige tiefe Bucht mit Riffen und Inseln umgeben, man könnte sich von der Grösse her den Radolfzellersee des Untersees vorstellen. Diese Bucht liegt am östlichen Ende von Virgin Gorda, das wiederum eine der ca. 100 Inseln der Virgin Island ist. Virgin Gorda heisst "dicke Jungfrau" und ist mit dem Gorda Peale am höchsten Punkt 1359 Fuss (450 m) hoch.Sie ist die zweit grösste Insel im britischen Archipel. Während der Kolonialzeit hatte die Insel 8000 Einwohner, heute noch 1150. Die Engländer hatten bis 1867 eine Kupfermine auf der Insel, von der man jedoch nicht mehr viel sieht. Auch der Tourismus hat noch nicht Fuss gefasst, ausser ein paar Wassermenschen. Wir steuern in den Gorda Sound ein. Zwischen Inselchen und Riffen steuern wir Drackes Age an. Der Ankerplatz liegt hinter einem grossen Riff namens "Colquhoun Reef" und der Insel Mosquito Island. Der Name sagt alles. Ein Rundgang auf er Insel ist unbedingt zu empfehlen. Auf dem höchsten Punkt hat man eine wunderbare Aussicht auf die Bucht und die anderen Insel rundum. Wie im Bilderbuch die Flora und Fauna: Einsiedlerkrebse, Kakteen, Palmen und das Wasser mit 28 Grad schimmernd von hell bis dunkel. Man könnte allein hier ein paar Tage verbringen. Buch-ten und Inseln mit Namen wie Honeymoon Beach, Bitter End, Saba Rock, Blunder Bay und Robin Spay sagen alles. Wir können jedoch nur heute hier sein. Wir wollen morgen weiter nach Jost Van Dyke. Die einen gehen auf die Insel, die anderen schnorcheln. Auf den Abend reservieren wir im nahe gelegenen guten Restaurant bereits unsere Menüs. Es sind dann aber wenig Leute hier. Von den zehn Tischen sind drei besetzt. Nachdem der Kellner sein Können bei Beat bewies, er hat ihm das Bier über die Hosen gekippt, ging der Abend dann doch noch bei guter Laune zu Ende.

Unser Ziel am nächsten Tag: Wir wollen nach Jost Van Dyke, in den Great Harbour zu Patricia in den Paradies Club. Um ca. 9 Uhr wird ausgelaufen aus dem schönen Gorda Sound. Es hat eine leichte Brise, und wir segeln mit wenig Wind der Küste entlang. Nach einiger Zeit stehen wir im Lee der Insel. "Negersheimweh" meint Heinz der Motorböötler zur Flaute. Wir gehen auf Kurs Nord-West, weiter auf offene See in der Hoffnung auf mehr Wind, der sich dann auch wieder bemerkbar macht. Es kann wieder Segel gesetzt werden, und weiter geht's mit Kurs West-Nordwest. Es herrscht wieder Ruhe. Al-le so richtig am Ausruhen. Da - ein Schrei von Kurt: "S' zablet!" Die Angelschnur ist gemeint. Schnur einholen, nachsehen, und tatsächlich - es muss ein Marlin sein. Schön vorsichtig holt Heinz das Tier an Bord. Stolz zeigt Heinz seinen noch zappelnden Fang. Es wird entschieden diesen Fisch zu braten. Es geht alles ruckzuck, keine halbe Stunde später melden die Smutjes:" Fisch ausgenommen und in Marinade eingelegt. Durch diesen tollen Fang, einen Blue Marlin, muss das Programm geändert wer-den. Es wird heute Abend einen Fischfrass geben, obwohl das Fischen und Essen dieser Tiere nicht empfohlen wird. Warum? In den Riffen gibt es giftige Fische. Die Jägerfische sind natürlich auch dort zu Hause, jagen und fressen diese giftigen Fische. Das führt dazu, dass auch diese Fische vergiftet sind. Aber da wir soweit von den Riffen entfernt sind, sollte dies kein Problem sein. Wir machen wie-der Kurswechsel, Richtung Jost Van Dike. Halber Wind 220 Grad. Wir wollen zwischen den beiden In-seln Sandy Cay und Sandy Spit durchfahren. Es ist etwas heikel, aber das Wetter ist gut und die Son-ne steht hoch. Wir sehen die beiden Riffe gut und die Untiefen reichen aus. Beat beobachtet den Tie-fenmesser: Drei Meter unter dem Kiel, stellt er fest, etwas mehr als eine Handbreit, das was sich die Segler wünschen. Ein Ausschnitt aus dem Revierbuch über den Ankerplatz Sandy Spit; Ein Tag wie im Paradies. Eine runde, kleine Insel umsäumt vom Riff, weisser Sandstrand, 11 Palmen, das klare Wasser mit der fried-lichen Unterwasserwelt, wo die Muränen nicht beissen, und die Baracudas nur neugierig sind. Wir aber müssen weiter, da wir zu Patricia wollen. Um 15 Uhr ist es soweit. Einfahrt in die Bucht Great Harbour. Es steht ein Kreuzer vor der Bucht. Wie immer werden die Leute mit den Beibooten an Land gebracht, wo sie einen "Landgang" machen. Es gibt hier aber nicht viel, nur Restaurants, ein Custo-mer und die Emigration (Zoll- und Einwanderungsbüro). Die Insel ist eher klein: 3,5km lang und be-nannt nach einem holländischen Piratenkapitän., der hier sein Unwesen trieb. Bewohner gibt es weni-ger als 200. Den Strom den wir heute abend in der Bar brauchen, kommt aus Dieselgeneratoren, wie auf den meisten Inseln hier. Das Süsswasser wird in Zisternen gesammelt und ist sehr rar. Trinkwas-ser kommt aus den Flaschen. Nach unserem perfekten Ankermanöver gehen die einen zu Patricia zum Apéro, die anderen baden. Hanspeter schreibt das Logbuch, ein anderer ist beim Telefonieren mit dem schiffseigenen Telefon, und ich bin am Bericht schreiben. Zuhause herrscht Sauwetter und es ist sehr kalt. Wir hier aber ba-den bei Sonnenschein und 30°, leichtem Wind und Wassertemperaturen um die 27°. Die Bordküche ist auch in Betrieb. Sie bereiten das Nachtessen vor. Um 19 Uhr ist es dann soweit. Die Apérotypen kommen aufs Schiff, die Küche ist fertig. Das Menü heisst: Special Blue Marlyn an Hochseeteam Sauce, with hot vegetables Sauce and saltpotatoes. Unsere Küche hat zugeschlagen. Das heutige Dinner könnte auf einem Kreuzer beim Captains dinner nicht besser sein. Am Abend heisst es dann Ausgang zu Patricia. Es spielt zufällig ein Orchester Carribbean Reagge. Wir lernen noch eine Schweizer Crew kennen. Sie sind auch mit einem Katamaran, aber nicht nur zwei Wochen, sondern ein halbes Jahr unterwegs. Trotz eintöniger und lauter Musik halten wir bei Rum and Coke durch bis zum Schluss.

Donnerstag der 13. und zweitletzter Tag. Die Crew möchte nochmals segeln. Das Ziel heisst The Bight. Zuerst aber noch die üblichen anstehenden Arbeiten auf dem Schiff. Wir müssen auch noch einklarieren. Einklarieren heisst anmelden bei der Einwanderungsbehörde, weil die Inseln meist ver-schiedenen Staaten angehören. Das hätten wir in St. Croix schon tun müssen, es war aber niemand da. Das sind jetzt immerhin 4 Tage her und als letztes waren wir auf holländischem Territorium. Was wäre wohl passiert, wenn wir als illegale Einwanderer ertappt worden wären? In der Schweiz wären die Ferien wohl zu Ende gewesen. Ernst und Hanspeter mühen sich mit der Imigrationsbehörde ab, was etwa eine Stunde dauert. Das passt aber sehr gut, denn so können wir uns gebührend von Patri-cia verabschieden. Dann, um 9.30 Uhr, heisst es Anker lichten und auslaufen. Winke! Winke! Wir machen drei Schweizer-flaggen an Booten aus, die über Nacht ebenfalls in der Bucht lagen. Die meisten Jachtis sind freund-lich und nett, man grüsst sich, egal ob Schweizer, Amerikaner oder Einheimischer. Schon in der Bucht bekommen wir den Wind zu spüren, und schon bald ruft es: "In den Wind, Steuermann"!, Motor lang-sam und Segel hoch. Dem Wind nach wird das ein Segeltag geben, zur Freude der meisten Crewmit-glieder. Wir machen Routenbesprechung, und einigen uns auf Kurs Südwest. Wir wollen um St. John herum nach Norman Island, der längere Weg. Dazu müssen wir etwas abfal-len auf 240 Grad um die Windward Passage durchpflügen zu können. Es ist die Durchfahrt zwischen St. John und St. Thomas und es muss genau gefahren werden, vor allem unter Segel, wegen der vie-len Cays (Felsen) und dem herrschenden Strom, der das Schiff versetzt. Wir schaffen das ohne Prob-leme und fahren vorbei an den Cays mit den Namen Mingo Congo, Lavango, Pillsbury Sound, Two Brothers und dem Dog. Es folgt die Durchfahrt durch den Pillsbury Sound. Dann aber an den Wind. Wir müssen Höhe gewinnen. Wir laufen mit 10 - 11Knoten durch die vom Wind aufgewühlte See hart am Wind. Das Gefühl vorne auf der Reeling zu sitzen und mit 16 Tonnen in die Höhe von 5 - 6 Metern gehievt zu werden, ist überwältigend. Man fühlt sich wie auf der "Schifflischaukel". Unser Navigatorstift Hanspeter errechnet den Wendepunkt, um mit möglichst nur einem Schlag Norman Island ansteuern zu können. Keine leichte Aufgabe am Navigationstisch bei dieser "Gumpete" unseres Kats. Wir sehen nochmals auf die Inseln St. Thomas und St. John, die beide amerikanisch sind. St. John ist eine Insel mit Natur pur und mit 33 sandigen Buchten. Auf der 54 km2 grossen Insel, mit dem höchs-ten Berg Bordeaux Mountain, er ist 1272 Fuss (420 m) hoch, leben rund 2500 Einwohner. Die schö-nen Buchten der Insel werden immer wieder für amerikanische Filme benutzt. Die Insel gehört einem gewissen Rockefeller, der die Hälfte der Insel der amerikanischen Regierung schenkte, mit der Aufla-ge, einen Nationalpark einzurichten. 1956 wurde der Park eröffnet und ist heute als Virgin Island Nati-onal Park über den Karibischen Raum hinaus seiner Schönheit und Einzigartigkeit wegen bekannt.

Nach einem langen schönen Segeltag laufen wir ein in "the Bight", eine aussergewöhnliche Bucht mit sehr schönen Schnorchelgründen und einem schwimmenden Restaurant. Wir lassen den Anker fallen und grohlen ihn ein. Er hält sehr gut. Wir gehen zum Schnorcheln. wir schweben über Korallen, tau-chen mit Fischen aller Farben und Arten, liegen wie Baracudas ganz ruhig im Wasser und sehen ei-nen Oktopus, der sich in den Korallen versteckt einen Stachelrochen der mit seinen Flügeln wie ein Ungetüm daher kommt und die Schildkröte, die am Boden in ca. 10 m Tiefe nach Gras sucht.

Es ist heute der zweitletzte Tag d.h. Resten Menu. Unser Smutje Heinz zieht nochmals alle Schubla-den. Es gibt Minestrone, Spaghetti Bolognese mit den restlichen Wildsauschüblig. Zum Dessert wird uns Bananachocolat mit Rumorangen serviert. Wir machen noch eine Musikstunde. Nach 14 Tagen haben wir ein beträchtliches Programm mit Shanty- und Seemannsliedern zusammengestellt. Unser Können wird von den anderen Schiffen applaudiert. Dann ist es soweit. Die einen gehen noch ins na-hegelegene Restaurant, die anderen ab in die Koje. Ich liege im Netz und geniesse in der lauen Nachtluft der Karibik den Anblick des Sternenhimmels in seiner vollkommenen Schönheit.

Heute, am Freitag dem 14., nach den allmorgendlichen Tätigkeiten und einem ausgedehnten Frühs-tück laufen wir aus. Wir wollen zu den Indiens. Es hat hier Bojen zum Festmachen, ankern ist verbo-ten. Das Gebiet um diese vier nadelförmigen bis ca. 13 m hohen Felsen steht unter Schutz. Nachdem wir auch hier ausgiebig zum Schnorcheln gekommen sind, wollen wir weiter. Das Ziel ist Road Har-bour, die Basis unseres Schiffes. Wir merken aber bald das Wind aufkommt und setzen zum Ab-schluss nochmals die Segel. Wir können drei Stunden durch den Sir Francis Drake Channel segeln, bevor wir mit der schönstehenden Genua und dem Klang unseres "Munotsglöckleins" in den Hafen von Road Harbour einlaufen. Wir müssen unser Schiff römisch katholisch anlegen, d.h. rückwärts an den Steg, mit dem Anker über Bug. Hier treffen wir auf die andere Crew, die von Guadeloupe her be-reits vor zwei Tagen schon hier angekommen ist. Nachdem die einen schon packen, sind andere im Aperitif an der nahegelegenen Bar. Wir treffen hier im Hafen Bekannte, Herr und Frau Stadler, ein pensioniertes Seglerehepaar aus Rorschach, die dort früher eine Segelschule hatten. Jetzt wohnen sie in Mallorca. Die Wintermonate verbringen sie jeweils mit ihrem Schiff in der Karibik. Am Abend dann gibt's im Captains Table ein Captains Dinner. Natürlich müssen wir auch noch unsere eingeübten Lieder zum besten geben, die mit regem Applaus quittiert wurden. Nach "guet Nacht" wünschen treibt es die einen in die Kojen und die anderen zum allerletzten.

Am anderen Morgen dann Tagwache um 6 Uhr, das Taxi kommt um 9.30 Uhr, bis dann muss alles ausgeräumt sein. Das Schiff abgeben ist kein Problem, es ist alles bestens, wie in St. Martin vor 14 Tagen. Wir haben dann noch Zeit zum Verabschieden und uns einen Abschiedsdrink zu genehmigen, bevor uns das Taxi zum Flughafen bringt. Über St. Martin, Santo Domingo, Paris, kehren wir wieder in die kalte Heimat zurück.

Felix Höhener

 

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